Heimatverein Mossenberg-Wöhren
seit 1963

Vocke unner....


 

Daß Mossenberg früher auf dem Berge gestanden hat, ist allgemein kaum bekannt.
Und doch war es so !

Wäre es damals den Bewohnern dieses kleinen Dorfes nicht reichlich windig gewesen, könnten wir heute noch vom Dorfplatz aus, das gesamte Blomberger Becken überschauen. Also wie gesagt: den Mossenbergern war die Lage ungemütlich geworden. Jeder litt unter chronischen Schnupfen, Taschentücher kannte man damals noch nicht, und mancher hatte sich wegen der Glätte, die durch das ewige Erkältetsein hervorgerufen wurde, schon Arm und Bein gebrochen. Eines Tages wurde vom Dorfschulzen eine Gemeindeversammlung einberufen, auf der nach langem Palaver alle einstimmig beschlossen, das Dorf ins Tal zu verlegen. Korl Hennerk, ein ganz schlauer der Versammlung, schlug vor, man solle doch den alten Mahlstein hinter der Windmühle hervorholen. Den könne man ja den Berg hinunterrollen lassen, und wo der liegen bliebe, wäre bestimmt die tiefste Stelle. Baute man da das Dorf hin, gingen Wind und Regen darüber hinweg. Damit man ja den Stein wiederfände, sollte einer den Kopf in das Loch des Steines und sich mitsamt dem Stein ins Tal rollen lassen und am Ende der Fahrt die anderen herbeirufen. Un wuil de Wuiwer damols na nix teu soeggen hadden, worte de Voerschlag sebutz annommen. Die Köpfe der guten Leute waren allerdings alle unterschiedlich groß, so daß es eine ganze Weile dauerte, bis die passende Rübe gefunden war. Endlich, der Kopf eines Mossenbergers Namens Vocke passte. Dem armen Kerl wurden noch einige Verhaltensmaßregeln mit auf dem Weg gegeben und der Stein in Bewegung gesetzt. Bei jeder Umdrehung, die der Mahlstein anfangs vollführte, rief die ganze Versammlung: „Vocke unner – Vocke boben!“ Und schneller: „Vocke unner – Vocke boben!“ Und noch schneller: „Vocke un – Vocke bob, Vocke u – Vocke bo, Vocke – Vocke , Vo – Vo – Vo – Vo!“ , bis der Stein einen gewaltigen Satz machte und der arme Vocke ohne Kopf hoch in die Luft geschleudert wurde. Den Stein fand man später tief unten im Tal, und just an jener Stelle steht heute unser Dorf.

Wer`s nicht glaubt, daß die Sache sich so zugetragen hat, braucht sich ja nur den Mahlstein zeigen zu lassen. Allerdings ist das Loch, in das Vocke seinen Kopf steckte, in der Zwischenzeit zugewachsen.


Erzählt von

Reinhard Haase (1966)

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