Heimatverein Mossenberg-Wöhren
seit 1963

Das Eselsei






An einem schönen Herbsttage gab es für die klugen Leute in Mossenberg etwas ganz eigenartiges zu sehen. Ein fremder Mann hatte sich im Dorfe auf einen Stein gesetzt, um sich von dem weiten Wege ein wenig auszuruhen. Er hatte neben sich eine Frucht gelegt, gelb von Farbe, und von der Form eines Apfels, aber so riesengroß, daß sie wohl auf keinen Baum gewachsen sein konnte. Es war, wie sich leicht erraten läßt, ein schöner reifer Kürbis. Solch ein Wunder der Natur hatten die Mossenberger im Lebtag noch nie gesehen. So standen sie nun da, reckten die Hälse und bestaunten die ihnen unbekannte Riesenfrucht. Der Fremde erwähnte ganz nebenbei, daß es sich hierbei um ein Eselsei handeln würde. Da kamen die Mossenberger aus dem Staunen nicht mehr raus, und der Allerklügste hatte schnell ausgerechnet, daß aus einem Eselsei doch ein Esel herauskommen müßte, und solch ein Langohr würde bestimmt dem ganzen Dorfe von großem Nutze sein. Darum fand sein Vorschlag, dem Fremden das Eselsei abzukaufen, auch allgemeinen Beifall. Sie boten ihm dann auch eine reichliche Summe, und dieser willigte gern in das Geschäft ein.Erfreut über diesen vorteilhaften Handel trugen sie das Wunderei in eine Scheune. Dort bauten sie ein weiches Nest, legten noch Wermut und Wacholder hinein, damit das Ei nicht muffig würde und begannen zu brüten. Sie saßen auf dem Kürbis, ein Mossenberger nach dem anderen, wie eine Glucke auf ihrem Nest. Sie brüteten wochenlang, Tag und Nacht, denn man muß schon etwas leisten, wenn man einen Esel damit verdienen kann. Aber immer noch wollte sich kein Leben in dem großen Ei rühren. Schließlich riß einem der schlauen Männer die Geduld. Ärgerlich von dem langen, vergeblichen Brüten, nahm er den Kürbis, trug ihn vor das Dorf und warf ihn auf eine Wiese, daß es nur so knallte. Da brach dieser auf, und in demselben Augenblick sprang ein langohriges Tier aus dem Gebüsch. Die Mossenberger hätten wohl wissen sollen, daß es ein Hase war. Aber sie waren mit ihren Gedanken noch so bei ihrem Ei, daß sie meinten, ein junger Esel sei soeben aus der zerborstenen  Schale gesprungen. Aber wenn sie nun auch den frisch entsprungenen Esel nicht wieder einfangen konnten und sich so um den Lohn ihrer mühsamen Arbeit gebracht sahen, so waren sie doch stolz darauf, daß sie es fertig gebracht hatten, ein Eselsei auszubrüten.

 (Quelle : Jugendborn)

 
 
 
 

 

 

 

 

Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden